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Die Evangelien und die Maßstäbe antiker Historiografie
„Was bedeutet es eigentlich, Geschichte zu schreiben?“ Diese Frage ist zentral, wenn es um die Beurteilung der Evangelien im Neuen Testament geht. Denn ihre Glaubwürdigkeit hängt eng damit zusammen, wie wir historische Berichterstattung im Kontext der Antike verstehen – nicht nach modernen Maßstäben juristischer Protokolltreue, sondern im Rahmen antiker Geschichtsschreibung. Zwischen Präzision und Narration In Continue reading
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Die Weltgeschichte im Visier des Propheten – Daniel als Zeuge göttlicher Vorsehung
Die Geschichte unter dem Blick Gottes Ist die Geschichte der Menschheit ein endloses Spiel des Zufalls, das sich aus dem Zusammenwirken von Machtinteressen, Naturgesetzen und unvorhersehbaren Entwicklungen ergibt? Oder gibt es inmitten des scheinbaren Chaos ein Ziel, eine Ordnung – ja, eine Stimme, die durch die Zeit hindurch spricht? Viele philosophische Systeme und weltanschauliche Modelle Continue reading
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„Gott wurde Mensch, damit der Mensch göttlich werde“ – Die Theosis als Herzschlag orthodoxer Erlösung
Einleitung Die Theosis – im Deutschen oft als „Vergöttlichung“ oder „Vergottung“ wiedergegeben – ist in der orthodoxen Theologie kein Nebenaspekt, sondern das eigentliche Ziel des menschlichen Lebens. Dieses geheimnisvolle Geschehen, das die Väter in einer Sprache voller Ehrfurcht und geistlicher Tiefe beschrieben, ist nach orthodoxem Verständnis die endzeitliche wie gegenwärtige Berufung des Menschen zur Teilhabe Continue reading
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„Es ist vollbracht!“ – Die Vollendung am Kreuz
Der letzte Atemzug – kein letztes Wort Der Karfreitag steht wie ein stiller Obelisk in der Landschaft der Heilsgeschichte. Alles, was in der Schrift zuvor angekündigt wurde, kulminiert in einem einzigen, knappen, aber unendlich tiefen Satz: „Es ist vollbracht.“ (Johannes 19,30) Drei Worte im Deutschen. Im griechischen Urtext nur eines: Τετέλεσται (Tetélestai) – abgeschlossen, erfüllt, Continue reading
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„Mein Herr und mein Gott!“ – Eine theologische und sprachliche Analyse von Johannes 20,28–29
Der dramatische Höhepunkt des Johannesevangeliums Der Moment, in dem der zweifelnde Thomas dem auferstandenen Christus begegnet, stellt nicht nur einen literarischen Höhepunkt im Johannesevangelium dar, sondern auch einen der deutlichsten christologischen Wendepunkte im gesamten Neuen Testament. Seine Worte in Johannes 20,28: „Mein Herr und mein Gott!“ (griech. ho Kyrios mou kai ho Theos mou) enthalten Continue reading
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Glaube, der liebt – Die Sünderin und der rettende Blick Jesu (Lukas 7,36–49)
Eine theologische Betrachtung über Bekenntnis, Gnade und wahre Buße Das Evangelium in einer Szene In Lukas 7,36–49 begegnet uns eine Erzählung, die an Emotionalität kaum zu übertreffen ist. Eine Frau, in der Öffentlichkeit als Sünderin bekannt, betritt das Haus eines Pharisäers, fällt Jesus zu Füßen, wäscht sie mit ihren Tränen, salbt sie mit kostbarem Öl Continue reading
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Der Sabbat im Kornfeld – Gesetzesbruch oder geistliche Freiheit?
Eine apologetische Einordnung von Markus 2,23–28 und Lukas 6,1–5 Die Szene im Kornfeld zählt zu den zentralen Auseinandersetzungen Jesu mit den religiösen Führern seiner Zeit. Als die Jünger am Sabbat Ähren pflücken, werfen die Pharisäer ihnen Gesetzesbruch vor. Jesus aber verteidigt sie – mit Worten, die seine göttliche Autorität und das Wesen des Gesetzes zugleich Continue reading
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„Deine Sünden sind dir vergeben“ – Wer redet so, wenn er nicht Gott ist?
Lukas 5,20 und der göttliche Anspruch Jesu „Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben.“ (Lukas 5,20) Die Szene ist dramatisch. Ein Gelähmter wird durch das Dach herabgelassen – seine Freunde sind so überzeugt von Jesu Macht, dass sie alle gesellschaftlichen Konventionen sprengen. Jesus sieht nicht nur die Not, Continue reading