Der Beweis der Gottheit Christi in 1. Korinther 10

Ein paulinischer Beweis für die göttliche Identität Jesu Christi aus dem Vergleich mit Deuteronomium 32

Im Ersten Korintherbrief begegnet uns eine bemerkenswerte Passage, die auf den ersten Blick wie eine ethische Warnung gegen Götzendienst erscheint – in Wirklichkeit aber ein tiefes theologisches Zeugnis für die Gottheit Christi enthält. In 1 Korinther 10,16–22 warnt Paulus die Gemeinde eindringlich davor, an heidnischen Opfermahlen teilzunehmen. Doch er belässt es nicht bei einer moralischen Ermahnung. Vielmehr greift er auf eine der schärfsten alttestamentlichen Gerichtspassagen zurück – Deuteronomium 32 – und überträgt sie direkt auf den Herrn Jesus Christus.

Damit offenbart sich im Text eine hochbedeutende theologische Wahrheit: Paulus identifiziert Jesus Christus mit dem Gott Israels, dem Herrn (JHWH).

Die Ausgangslage: Götzenopfer und das Herrenmahl

In Korinth bestand die Gefahr, dass Christen weiterhin gesellschaftlich akzeptierten rituellen Mahlzeiten in heidnischen Tempeln beiwohnten – vielleicht mit dem Gedanken: „Ein Götze ist doch nichts!“ Paulus widerspricht dem nicht direkt. Ja, Götzen sind letztlich nichtig – aber hinter den heidnischen Opfern stehen reale geistliche Mächte: Dämonen (1 Kor 10,20).

Paulus sagt unmissverständlich:

„Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht am Tisch des Herrn teilhaben und am Tisch der Dämonen“ (1 Kor 10,21).

Damit macht er zweierlei klar:

Das Herrenmahl ist eine reale geistliche Gemeinschaft mit dem Herrn.

Die Teilnahme an heidnischen Kultritualen bedeutet reale Gemeinschaft mit Dämonen.

Doch nun kommt der entscheidende Vers:

„Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen? Sind wir stärker als er?“ (1 Kor 10,22)

Die alttestamentliche Quelle: Deuteronomium 32

Diese Formulierung – den Herrn zur Eifersucht reizen – stammt nicht aus der Luft. Paulus zitiert hier bewusst aus Deuteronomium 32, dem sogenannten Lied des Mose. Dort klagt Gott Israel an, dass es ihn durch Götzendienst verlassen hat:

„Sie opferten Dämonen und nicht Gott“ (Dtn 32,17, LXX: ethusan daimoniois kai ou theō),

„Sie reizten mich zur Eifersucht mit Nicht-Göttern“ (Dtn 32,21, LXX: parezelōsan me).

Diese Wendung „zur Eifersucht reizen“ (parezeloun) und die Aussage, dass man Dämonen statt Gott opfert, übernimmt Paulus in 1 Kor 10 wortwörtlich – aber mit einer entscheidenden Wendung:

Im Alten Testament ist Gott (JHWH) derjenige, der zur Eifersucht gereizt wird.

Im Neuen Testament ist es der Herr Jesus, der zur Eifersucht gereizt wird.

Die Identifikation: „Der Herr“ = Jesus Christus = JHWH

In 1 Korinther 10 ist durchgehend vom „Herrn“ die Rede – im Griechischen „ho Kyrios“. Im Kontext des Briefes ist völlig klar, dass Paulus damit Jesus Christus meint. Schon in 1 Kor 10,16 nennt er den Kelch „den Kelch des Herrn“, den die Christen beim Abendmahl trinken – das Abendmahl ist aber ganz klar auf Jesus bezogen (vgl. 1 Kor 11,23–29).

Nun aber verwendet Paulus denselben Ausdruck „Kyrios“ (Herr) in einer Passage, die ursprünglich Gott dem Vater – also JHWH im Alten Testament – vorbehalten war. Damit stellt sich für jeden bibelkundigen Leser die theologische Frage: Warum übernimmt Paulus eine Formulierung aus einem alttestamentlichen Text über JHWH und wendet sie auf Christus an?

Die Antwort ist eindeutig: Weil er Jesus mit dem Gott Israels identifiziert. Nicht metaphorisch, nicht poetisch, sondern real und direkt.

Die göttliche Eifersucht: Ein exklusives Attribut JHWHs

Im Alten Testament ist „Eifersucht“ ein Ausdruck der bundestreuen Liebe Gottes. Gott ist „ein eifersüchtiger Gott“ (2 Mose 34,14), nicht aus Unsicherheit, sondern weil er sein Volk in heiliger Liebe für sich beansprucht. Diese Eifersucht ist ein göttliches Attribut, kein menschliches Gefühl.

Dass Paulus sagt, „Wollen wir den Herrn zur Eifersucht reizen?“, bedeutet daher nicht weniger als dies: Der Herr, den ihr durch Götzenopfer verletzt, ist derselbe Herr, der in Deuteronomium 32 zornig über Israels Abkehr war.

Und dieser Herr ist Jesus Christus, der Kyrios.

Ein paulinischer Beweis für die Gottheit Christi

Die Argumentation des Paulus in 1 Korinther 10 ist mehr als eine Warnung gegen Götzendienst – sie ist eine tiefgreifende theologische Aussage über die Identität Jesu Christi. Paulus übernimmt aus Deuteronomium:

• die Sprache der Eifersucht Gottes,

• die Beschreibung des Opfers an Dämonen,

• und den drohenden göttlichen Zorn.

Dann überträgt er all dies nicht auf den Vater, sondern auf Jesus Christus. Für Paulus ist Christus nicht ein bloßer Vermittler, sondern der gegenwärtige, eifersüchtige, heilige Herr, der mit Eifer seine exklusive Anbetung fordert – genau wie JHWH im Alten Bund.

Das ist kein Zufall, keine bloße Rhetorik. Es ist hohe Christologie im Herzen des paulinischen Denkens: Christus ist der Kyrios, der im Alten Bund als JHWH verehrt wurde. Und genau deshalb ist der Tisch des Herrn so heilig. Man kann nicht Jesus anrufen und zugleich anderen geistlichen Mächten dienen – denn er ist nicht ein weiterer Gott, sondern der einzige wahre.

Biblische Belege:

• 1 Kor 10,16–22 – Eucharistie als reale Gemeinschaft mit dem Herrn Christus

• Dtn 32,17.21 (LXX) – Opfer an Dämonen, die Eifersucht des Herrn (JHWH)

• 1 Kor 11,23–29 – Der „Herr“ des Abendmahls ist Christus

• 2 Mose 34,14 – „Denn der Herr, dessen Name ‚Eiferer‘ ist, ist ein eifersüchtiger Gott“

• Phil 2,11; Röm 10,9; 1 Kor 8,6 – Jesus als Kyrios = göttliche Identität

• Jes 45,23 & Phil 2,10–11 – Alle Knie beugen sich vor Christus – ein Zitat über JHWH auf Jesus übertragen



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