Jeremiah 23:5 – Ein prophetischer Ausblick auf Jesus Christus

Jeremiah 23:5 lautet:

„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der wird ein König sein, der wohl regiert und Recht und Gerechtigkeit im Land übt.“

Dieser Vers gilt als eine der wichtigsten messianischen Prophezeiungen im Alten Testament. In der jüdischen und christlichen Tradition wird er als Vorhersage des kommenden Retters interpretiert, der aus der Linie Davids hervorgeht. Christen sehen hierin eine klare Ankündigung von Jesus Christus, dem gerechten König und Messias. Im Folgenden werden wir diesen Text exegetisch untersuchen, den Kontext beleuchten und verschiedene biblische und theologische Quellen heranziehen, um die Bedeutung dieses Verses zu vertiefen.

1. Der Kontext von Jeremiah 23:5

Jeremia war ein Prophet im späten 7. und frühen 6. Jahrhundert v. Chr., der zu einer Zeit des moralischen und spirituellen Niedergangs in Juda wirkte. Kapitel 23 steht im größeren Kontext von Jeremias Anklage gegen die untreuen Führer Israels. Insbesondere kritisiert Jeremia die Hirten (d.h. Könige, Priester und Propheten), die das Volk Gottes irregeführt haben (Jer 23:1-4).

Inmitten dieser Gerichtsrede spricht Gott ein Versprechen aus: Er wird einen „gerechten Spross“ aus dem Hause Davids erwecken, einen König, der die Missstände der gegenwärtigen Führung beseitigt und Gerechtigkeit und Frieden wiederherstellt. Dies ist ein Hoffnungsvers, der die göttliche Absicht betont, die Verheißung an David zu erfüllen (2. Samuel 7:12-16).

2. Der „gerechte Spross“: Eine messianische Figur

Der Begriff „gerechter Spross“ (hebräisch: צֶמַח צַדִּיק, ẓemaḥ ṣaddîq) verweist auf einen Nachkommen aus der Linie Davids. In der Antike war der Begriff „Spross“ eine Metapher für neues Leben und Wiederherstellung. Diese Bezeichnung wird auch in anderen prophetischen Texten verwendet, die messianische Hoffnungen wecken:

• Jesaja 11:1: „Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen.“

• Sacharja 3:8: „Denn siehe, ich lasse meinen Knecht Spross kommen.“

Der Titel betont die göttliche Berufung des Messias, der als gerechter König auftreten wird, der sowohl moralisch gerecht ist als auch gerecht handelt. Dies hebt ihn von den korrupten Königen der Zeit Jeremias ab.

Die NIV Biblical Theology Study Bible hierzu: ,,Der Name „Zedekia“ bedeutet „Der HERR ist gerecht“, doch Zedekia selbst ist alles andere als gerecht. Nach ihm sitzen keine weiteren davidischen Könige mehr auf dem Thron von Juda. An seiner Stelle bringt der HERR schließlich einen neuen Nachkommen aus der Linie Davids hervor, einen „gerechten Spross“, d. h. einen neuen Trieb, der nicht zum Hauptstamm gehört. Jesaja spricht ähnlich von einem Neubeginn für die Linie Davids als einem „Spross … aus dem Baumstumpf Isais“ (Jes 11,1). Andere Stellen sprechen ebenfalls von einem kommenden „Spross“ (Jer 33,15; Jes 4,2; Sach 3,8; 6,12). Dieser „Spross“ wurde bereits im Targum (einer alten aramäischen Paraphrase) als messianische Figur erkannt. Im Gegensatz zu Zedekia und Jojakim wird dieser Spross „weise regieren“ und „tun, was gerecht und richtig ist“ (Jer 22,3; vgl. 22,13).“ (NIV Biblical Theology Study Bible, S. 1333, Jer 23:5)

Der Theologe John Calvin schreibt zu diesem Vers:

„Es ist bemerkenswert, dass Gott das Heil seines Volkes nicht von den bestehenden Königen abhängig macht, sondern auf einen zukünftigen, göttlich erwählten Herrscher verweist. Dies zeigt die Souveränität Gottes über menschliche Institutionen.“ (Calvin’s Commentaries on the Prophet Jeremiah, S. 346).

3. Die Eigenschaften des kommenden Königs

Jeremia 23:5 hebt drei zentrale Aspekte des Messias hervor:

a) Er ist ein König

Der kommende Messias wird ausdrücklich als König bezeichnet. Dies erfüllt die Verheißung aus 2. Samuel 7, dass Davids Thron für immer bestehen wird. Im Neuen Testament wird Jesus Christus mehrfach als „König“ bezeichnet:

• Johannes 18:37: „Du sagst es, ich bin ein König.“

• Matthäus 21:5: „Siehe, dein König kommt zu dir.“

b) Er regiert weise

Das hebräische Wort für „wohl regiert“ (הִשְׂכִּיל, hiskîl) impliziert Einsicht, Weisheit und Erfolg. Der messianische König wird sich von den bisherigen Königen unterscheiden, die oft Unrecht taten und das Volk in die Irre führten. Diese Weisheit wird in Jesus Christus sichtbar, der als der „weise Lehrer“ bekannt ist (vgl. Matthäus 7:28-29).

c) Er übt Recht und Gerechtigkeit aus

Das Ideal eines gerechten Herrschers ist in der Bibel zentral. Der kommende König wird nicht nur im juristischen Sinne gerecht sein, sondern auch moralisch. Die Begriffe „Recht“ (מִשְׁפָּט, mišpāṭ) und „Gerechtigkeit“ (צְדָקָה, ṣədāqâ) drücken die Vollkommenheit des Messias aus. Dies entspricht der Darstellung Jesu als „gerecht“ (1. Johannes 2:1) und als Verkörperung der göttlichen Gerechtigkeit (Römer 3:26).

4. Die Erfüllung in Jesus Christus

Christen sehen in Jeremia 23:5 eine direkte Ankündigung von Jesus Christus, der die Verheißungen erfüllt:

1. Herkunft aus Davids Linie:

Das Neue Testament betont mehrfach, dass Jesus aus dem Hause Davids stammt (Matthäus 1:1, Lukas 1:32-33).

2. Ein gerechter König:

Jesus wird als König dargestellt, dessen Reich nicht von dieser Welt ist (Johannes 18:36), aber der dennoch absolute Gerechtigkeit und Frieden bringt.

3. Die Verkündigung von Recht und Gerechtigkeit:

Die Lehren Jesu und sein Handeln gegenüber den Ausgegrenzten, Kranken und Armen zeigen, dass er der gerechte König ist, der Recht und Gerechtigkeit bringt (Lukas 4:18-21).

Theologe Walter Brueggemann schreibt:

„Jeremia 23:5 zeigt, dass die messianische Hoffnung immer sowohl politisch als auch spirituell war – eine neue Art von Herrschaft, die göttliche Gerechtigkeit auf die Erde bringt. Jesus Christus erfüllt diese Erwartung auf eine Weise, die über die politischen Vorstellungen hinausgeht.“ (Theology of the Old Testament, S. 652).

5. Theologische Bedeutung für heute

Jeremia 23:5 erinnert uns an Gottes Treue, seine Versprechen zu erfüllen. Für Christen ist dieser Vers eine Verheißung, dass Jesus Christus nicht nur gekommen ist, sondern als gerechter König wiederkommen wird, um sein Reich zu vollenden.

John MacArthur schreibt hierzu:

„Die Prophezeiung in Jeremia 23:5 zeigt die unerschütterliche Treue Gottes, sein Volk durch den verheißenen Messias zu retten. Dieser gerechte König erfüllt nicht nur das Gesetz vollkommen, sondern verkörpert Gerechtigkeit und Frieden in Person. Diese Hoffnung motiviert uns, in einer ungerechten Welt zu leben, während wir auf seine Rückkehr warten.“ (The MacArthur Study Bible, Kommentar zu Jeremia 23:5).

MacArthurs Auslegung betont, dass die Verheißung des gerechten Königs nicht nur eine historische Erfüllung in Jesus Christus hat, sondern auch eine zukünftige Perspektive bietet. Wir können darauf vertrauen, dass Gott sein Werk vollenden wird, indem er die Welt letztlich von aller Ungerechtigkeit befreit.

Die Hoffnung, die aus Jeremia 23:5 spricht, erinnert uns, dass der gerechte König nicht nur gekommen ist, sondern wiederkommen wird, um die Herrschaft Gottes auf Erden endgültig aufzurichten (Offenbarung 21:3-4).

• Hoffnung: Der Text zeigt, dass Gott auch in Zeiten der Krise einen Plan hat, um Gerechtigkeit wiederherzustellen.

• Ermutigung zur Nachfolge: Wenn Jesus der gerechte König ist, sind Christen aufgerufen, ihm zu folgen und selbst Gerechtigkeit und Recht zu üben (Micha 6:8).

• Mission: Die Botschaft von Jesus, dem gerechten König, soll in die Welt hinausgetragen werden (Matthäus 28:19).

Quellen

1. NIV Biblical Theology Study Bible, S. 1333, Jer 23:5

2. John Calvin, Commentaries on the Prophet Jeremiah and Lamentations, Bd. 1, Grand Rapids: Baker Academic, 2005.

3. Walter Brueggemann, Theology of the Old Testament: Testimony, Dispute, Advocacy, Minneapolis: Fortress Press, 1997.

4. Keil & Delitzsch, Commentary on the Old Testament, Bd. 7, Peabody: Hendrickson, 1996.

5. Matthew Henry, Commentary on the Whole Bible, Grand Rapids: Zondervan, 1991.

6. The Holy Bible, Elberfelder Übersetzung, SCM R. Brockhaus.

7. The MacArthur Study Bible, Kommentar zu Jeremia 23:5.

Schlussgedanke:

Jeremia 23:5 ist ein Vers, der sowohl eine historische Verankerung als auch eine ewige Bedeutung hat. Er verbindet das Alte Testament mit dem Neuen, die Verheißung mit der Erfüllung und die Hoffnung mit der Realität. In Jesus Christus sehen wir den gerechten Spross, der gekommen ist und wiederkommen wird, um Gerechtigkeit und Frieden vollkommen herzustellen.



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