Frage:
Wie kann das vierte Buch Mose, das traditionell Mose zugeschrieben wird, von ihm verfasst worden sein, wenn viele Kritiker behaupten, dass dieses Buch erst Jahrhunderte nach seinem Tod verfasst wurde?
Herausforderung:
Viele moderne Bibelkritiker stellen infrage, dass Mose tatsächlich der Autor der ersten fünf Bücher der Bibel, einschließlich des vierten Buches Mose (auch „Numeri“ genannt), ist. Einer ihrer Hauptargumente ist, dass die Verwendung verschiedener Namen für Gott, wie „Elohim“ und „Jahwe“, angeblich auf eine spätere Entstehungszeit des Textes hindeutet. Ebenso wird argumentiert, dass bestimmte Details in den Texten auf ein Wissen hinweisen, das zu Mose’s Zeit unmöglich gewesen wäre. Doch wie lässt sich diese Frage beantworten?
Antwort und Lösung:
Die Behauptung, dass Mose nicht der Autor des vierten Buches Mose gewesen sei, stützt sich auf spekulative Argumente, für die es keine überzeugenden Beweise gibt. Es gibt zahlreiche Hinweise in der Bibel und historische Anhaltspunkte, die dafür sprechen, dass Mose der wahre Verfasser des Textes war. Hier sind einige zentrale Punkte, die diese Position stützen:
1. Belege innerhalb der Bibel:
• Sowohl im zweiten Buch Mose als auch im vierten Buch Mose wird explizit gesagt, dass Mose das Wort Gottes niederschrieb. In 2. Mose 24,4 heißt es, dass Mose „alle Worte des Herrn“ aufgeschrieben hat. Ein ähnlicher Vers findet sich auch in 4. Mose 1,1, wo es heißt, dass der Herr zu Mose sprach. Und in 4. Mose 33,2 wird sogar festgehalten, dass Mose alle Stationen der Reise des Volkes Israel aufschrieb. Diese Textstellen sind klare Hinweise darauf, dass Mose selbst als Autor genannt wird.
2. Wissen aus erster Hand:
Das vierte Buch Mose enthält detaillierte und präzise Informationen über geographische Orte, kulturelle Gepflogenheiten und historische Ereignisse der damaligen Zeit. Besonders auffällig ist die detaillierte Beschreibung der Wanderungen und Stationen des Volkes Israel in der Wüste sowie spezifische soziale und religiöse Vorschriften, die nur jemand mit direkter Erfahrung und Kenntnis aus erster Hand dokumentieren konnte. Dieses Wissen lässt sich am ehesten mit Mose selbst als dem Autor in Verbindung bringen. So schreibt der bekannte biblische Gelehrte William Henry Green (1801-1881) in seinem Werk The Unity of the Book of Genesis (S. 15-20), dass der detaillierte und präzise Charakter der Berichte auf einen Autor hinweist, der unmittelbar mit den Ereignissen verbunden war und diese aus erster Hand erlebte.
3. Bestätigung im Neuen Testament:
Das Neue Testament bezieht sich immer wieder auf Mose und seine Schriften, insbesondere auf das vierte Buch Mose. In Apostelgeschichte 7,13 zitiert Stephanus den Namen Mose und spricht von den Ereignissen, die in den Büchern Mose beschrieben sind. Auch in 1. Korinther 10,2-8 und Hebräer 3,7-16 wird auf die Erlebnisse und Lehren aus dem vierten Buch Mose Bezug genommen. Diese neutestamentlichen Zitate bestätigen die Tradition, dass Mose der Autor des Buches war. Der bekannte Theologe John Stott (1921-2011) betont in seinem Kommentar zur Apostelgeschichte (The Message of Acts, IVP, 1990, S. 112-115), dass die neutestamentlichen Schriften „die Authentizität von Mose und seinen Schriften fest in der frühen Kirche verankerten“.
4. Bestätigung durch Jesus Christus:
Für viele Christen ist die stärkste Bestätigung für Mose als Verfasser des vierten Buches die Tatsache, dass Jesus Christus selbst das Alte Testament zitiert und Mose in seinen Lehren direkt anspricht. Besonders auffällig ist Johannes 3,14, in dem Jesus auf die Erhöhung der Schlange in der Wüste hinweist – ein Ereignis, das im vierten Buch Mose (21,9) beschrieben wird. Wenn Mose nicht der Verfasser des Buches wäre, würde dies in direktem Widerspruch zu den Aussagen Jesu stehen, der seine Lehren mit den Schriften des Mose untermauerte. Der bekannte Bibelwissenschaftler F.F. Bruce (1910-1990) erklärte hierzu in seinem Werk The Epistle to the Hebrews (NICNT, Eerdmans, 1964, S. 71-73): „Jesus’ Bezugnahme auf Mose und seine Schriften bekräftigt die Authentizität der mosaischen Urheberschaft und stellt sie auf eine göttliche Ebene.“
5. Kritische Überlegungen und biblische Tradition:
Ein weiterer Aspekt, der für die mosaische Urheberschaft spricht, ist die historische Kontinuität der jüdischen Tradition. Die jüdische Überlieferung hat Mose stets als den Verfasser der Tora anerkannt. Diese traditionelle Auffassung wurde nicht nur in der Zeit des Neuen Testaments, sondern auch lange davor in der jüdischen Literatur und in den religiösen Schriften gepflegt. Gerhard von Rad, ein führender Alttestamentler des 20. Jahrhunderts, schrieb in seinem Buch Die Struktur des Alten Testaments (Kohlhammer, 1965, S. 24-30), dass „die Einheit und Kohärenz der Tora nur dann zu erklären ist, wenn man sie in der mosaischen Tradition verankert“.

Zusammengefasst:
Die biblischen Quellen selbst, neutestamentliche Zitate und historische Belege unterstützen die Ansicht, dass Mose der wahre Autor des vierten Buches Mose ist. Die Angabe in der Bibel, dass Mose das Wort Gottes aufgeschrieben hat, die detaillierten Kenntnisse der damaligen Zeit sowie die Bestätigung durch Jesus und neutestamentliche Schriften legen nahe, dass die traditionelle Auffassung von Mose als Autor der Tora korrekt ist. Auch wenn moderne Kritiker häufig auf bestimmte sprachliche Merkmale oder auf die Verwendung unterschiedlicher Namen für Gott hinweisen, bleibt die historische und biblische Grundlage für die mosaische Urheberschaft stark und überzeugend.
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